Trader Gernot Daum (Statistikfuchs)

Persönlicher Tradingstil – Wochenend Trading

Liebe Leser,


Der Setup im letzten Artikel dieser Reihe „Feierabend Trading“ hat Ihnen nicht gefallen? Er passt nicht in Ihr persönliches Leben, weil Sie sich nicht jeden Abend an den Rechner setzen wollen oder können? Schon gar nicht regelmäßig noch mal kurz vor 22 Uhr, wenn Sie lieber gemütlich auf der Couch liegen? Dann habe ich jetzt einen anderen Vorschlag. Vielleicht passt dieser Ihnen ja besser.


Wichtig ist, dass sie sich über Folgendes im Klaren sind: Ihr persönliches Leben bestimmt die Trading Setups, die Sie handeln, und nicht umgekehrt. Mit Setups, die zu Ihnen passen werden Sie Erfolg haben, mit anderen nicht. Ganz egal, was die Statistiken zu den Setups sagen. Denn es gibt viele Setups mit positiven Erwartungswerten. Aber nur wenige davon sind richtig für Sie.

Das Beispiel für das Setup ist eine Dax Aktie, nicht wie zuletzt eine Aktie vom US Markt. Vielleicht fühlen Sie sich ja dadurch schon eher auf vertrautem Terrain. Außerdem geht es hier um Tagescharts, nicht um Intraday Charts.


Grundidee: Es hat bereits einen starken Trendschub nach oben gegeben. Allerdings nicht wie im „Late Bird“ Setup per Kurslücke zur Eröffnung, sondern kontinuierlich über mehrere Wochen hinweg. Solche Aktien können Sie sich in aller Ruhe am Wochenende aussuchen. Ihre Haupttätigkeit ist also in 1-2 Stunden am Wochenende durchzuführen. Wenn sie gerade Zeit haben. Die Kunden des Statistikfuchs Premiumdienstes haben es noch einfacher: Sie können sich auf die Liste der „2 oder 3 Sterne“ Trends in den verschiedenen Katalogen beschränken, und dort ihre Favoriten herauspicken.

Sie sehen hier als Beispiel die Infineon Aktie. Diese läuft im Grunde schon sehr lange aufwärts. Allerdings war der Anfang der Bewegung noch kein Aufwärtstrend im charttechnischen Sinn, sondern nur eine lange Erholung nach einem V-Boden im letzten Oktober. Ein richtig starker Trend lag erst ab dem mit „A“ markierten Punkt vor, weil die Aktie hier über das Septemberhoch ausbrach.


Kaufen Sie nun eine Aktie in einem starken Trend nicht sofort, sondern warten Sie eine mehrtägige Seitwärtskonsolidierung ab. Dafür gibt es zwei Gründe: Eine Seitwärtskonsolidierung beweist die Qualität des Trends, weil vermutlich viele Käufer um die Aktie konkurrieren. Außerdem können Sie nach einer Seitwärtskonsolidierung den Stopp eng setzen, und so das Risiko klein halten.


Bei Infineon kam es Anfang Februar zu einer solchen Konsolidierung. Man kauft in so einem Fall den Ausbruch aus der Konsolidierung. Die Obergrenze lag hier bei 10,20. Am 11.02 lag der Schlusskurs darüber bei 11,25. Kaufen Sie dann zum Schlusskurs oder „Bestens“ zur Eröffnung am nächsten Tag.

Tageschart der Infineon Aktie im April 2015

Den Stopp legen Sie unter das Tief der Konsolidierung, hier bei 9,69 Euro, was auf den Schlusskurs vom 11.02 bezogen 56 Cents pro gekaufter Aktie riskiert. Als Ziel setzen Sie sich das Doppelte des Risikos, also 1,12 Euro, was eine Zielmarke von 10,25 + 1,22=11,37 Euro ergibt. Die Aktie kam nicht sofort in Schwung, fiel aber auch nicht weit zurück. Dann kam der erwartete Trendschub, und das Ziel wurde am 13.03 nach gut einem Monat erreicht. Der Trade nach dem Setup ist an dieser Stelle beendet.


Die Schritte des Setup als Zusammenfassung:

Es hat sich kürzlich ein starker Aufwärtstrend im Tageschart entwickelt.

Danach bildet sich eine enge Konsolidierungszone von mindestens 5 und maximal 20 Tagen

Sie kaufen zum Schlusskurs einen Ausbruchtages oder am nächste Tag zur Eröffnung

Stopp bei Rückfall unter das letzte lokale Tief

Ziel: Zweimal Breite der Konsolidierungszone

Eine sinnvolle Ergänzung zur Zielerreichung und zum Stopp ist ein Zeitstopp. Ein Nachziehen des Stopps erfolgt hingegen nicht.


Andere Artikel der Reihe „Persönlicher Tradingstil“:

Im ersten Artikel finden Sie Links zu alle weiteren Artikeln der Reihe.

Das Folgende haben Sie bei der Umsetzung des Setups regelmäßig zu tun:

Sie pflegen eine Watchlist von starken Trends, die Sie beobachten. Ein Update der Liste erfolgt am Wochenende, wozu Sie etwa 1 Stunde benötigen. Die Liste enthält 3 bis höchstens 10 Kandidaten

Sie prüfen die Liste täglich auf Signale. Zeitbedarf dafür etwa 1- 5 Minuten

Zum Einstieg können Sie eine „Bestens“ Order am gleichen Tag in der letzten halben Stunde der Börsensitzung eingeben, oder am nächsten Tag zur Eröffnung

Alternativ können Sie auch mit „Stopp Buy“ Aufträgen arbeiten, wenn Ihr Broker das anbietet. Damit passiert alles automatisch, und Sie sparen sich sogar das Prüfen der Signale.

Den Stopp legen Sie in den Markt. Wenn Ihr Broker das zulässt, das Limit gleichzeitig auch. Am bequemsten ist die Verbindung dieser beiden Order per „One Cancel Other (OCO)“. Damit sind Sie fein raus, denn das Trade Management geht dann vollautomatisch.

Sie müssen noch ein Risikomanagement für das Gesamtdepot durchführen


Gefällt Ihnen diese Setup besser als das letzte? Oder haben Sie noch etwas ganz anderes im Sinn? Im nächsten Artikel der Reihe finden Sie eine Anleitung, wie Sie ein persönliches Setup Schritt für Schritt entwickeln und Ihren Bedürfnissen anpassen.